25 Jahre CrossSkates mit Bremsen
Otto Eder im Interview zur Entstehungsgeschichte von den CrossSkates mit Bremsen, wie daraus die Marke Skike entstanden ist und wohin die Reise in Zukunft gehen wird.
Lieber Otto, du bist ja bekannt als Erfinder für bereits sehr viele unterschiedliche Entwicklungen. Im heurigen Jahr 2022 findet das 25-jährige Jubiläum für eine ganz besondere Idee von dir statt, welche Idee war das genau und wie kam es vor einem viertel Jahrhundert dazu?
Vorerst vielen Dank für die Einladung zum Gespräch! Ja, das ist richtig, es war das Osterwochenende 1997, als meine Nichten und Neffen mit den neuen Inlinern am unebenen und mit Split überzogenen Asphalt erfolglos zu fahren versuchten. Für die typischen Landstraßen und Güterwege waren die Inliner damals wie heute nicht gemacht, dafür sind die Rollen einfach zu klein.
Also dachte ich mir, da muss es doch etwas geben, womit man auch diese Straßen befahren kann, doch zu dieser Zeit gab es dafür keine Alternative.
Ich selber war immer schon sehr sportbegeistert. Vor allem hatte ich großes Interesse an Sportarten für die Ausübung eines Ganzkörpertrainings. Diese Interessen, zusammen mit der Tatsache, dass Alternativen fehlten, führten dazu, dass mich diese Idee nicht mehr los lies und ich kurze Zeit später den ersten Prototyp baute.
Sehr spannend! Was war das für ein Prototyp und wie kann man sich diesen vorstellen?
Das war der „Megarun“. Gebaut aus einem Aluminium-Rahmen und mit 300mm großen Lufträdern im Durchmesser. Man konnte diesen bereits damals mit normalen Straßenschuhen im groben Gelände fahren und erste Anpassungseinstellungen vornehmen. Das Gewicht war mit gut 4kg je Stück jedoch alles andere als leicht.
Der Megarun wurde Großteils in der eigenen Werkstatt mit einfachen Maschinen und Gerätschaften gebaut. Doch das reichte vollkommen für den ersten, fahrbaren Prototyp.
Wie du mir schon erzählt hast, war für dich eine Bremsmöglichkeit von Beginn an von großer Wichtigkeit, da vor allem im hügeligen Mühlviertel auch viele Abfahrten vorhanden sind. Wie sah das damals mit der Bremse aus? Hatte der Megarun bereits eine verbaut?
Ja das stimmt, aber für die richtige Bremse fehlte zu Beginn noch die zündende Idee, also wurden unterschiedliche Varianten getestet. Unter andrem kam eine Felgenbremse zum Einsatz, welche mittels einem Bremshebel am Stock zu bedienen war. Sehr schnell hat sich jedoch durch eigene Tests gezeigt, dass dieses System nicht die Lösung sein kann. Die Bremse war praktisch nicht kontrollierbar und führte unweigerlich zu Stürze – zum Glück ohne großer Verletzungen.
So kam nach längerer Überlegung die Idee zur heute patentierten Bremse, welche damals tatsächlich den Grundstein für den heutigen CrossSkating-Sport legte.
Dies geschah alles in der Zeit des ersten Prototypen, sodass auch der Megarun bereits mit dieser Bremse ausgerüstet wurde.
Das hört sich nach einer sehr lehrreichen und erfolgreichen Phase an. Wie ging es danach weiter? Und was führte dazu, dass es nicht nur am Megarun geblieben ist?
Das alles ging natürlich nicht von heute auf morgen. Zu dieser Zeit war ich hauptberuflich noch ein Töpfer mit Leib und Seele und hatte daher keinen Stress dabei etwas in gewisser Geschwindigkeit entwickeln zu müssen. Doch unzählige eigene Touren und Rückmeldungen erster CrossSkating- Interessenten, vor allem auch durch meine Brüder führten mich schlussendlich zu den Weiterentwicklungen des ersten Modelles.
Es entstand später der Mountainskater. Dieser verfügte bereits über 200er Räder im Durchmesser und einen ausgeklügelten Fersenhochgang. Zudem wurde ein anderes Bremsbackenmaterial gewählt, sodass keine Wasserkühlung bei längeren Abfahrten mehr nötig war und das Gewicht und die Ausführung wurde bereits weiter optimiert.
Weitere Patente folgten und ab da ging es in kleinen Schritten immer weiter voran und erste Geräte konnten bereits verkauft werden.
Wann war dann der Start für Skike und wie kam es zu dieser Markenbezeichnung?
Durch die ständige Weiterentwicklung stand irgendwann die Serienreife an und es brauchte dafür erstmal einen klaren Markennamen. So machte ich mich erneut auf die Suche nach einer geeigneten Bezeichnung und kam auf die Verbindung der beiden Wörter „Skate“ und „Bike“, wodurch um das Jahr 2000 die Marke „Skike“ geboren war.
Damit dieser wunderbare Sport für möglichst viele Menschen ermöglicht werden konnte, brauchte es Partner. 2002 bis 2005 hatten wir eine Kooperation mit dem Rollskihersteller Hosprint und seit 2005 besteht eine erfolgreiche Partnerschaft mit 4Ace.
Mit der Zeit hat sich, aufbauend auf unzählige Erfahrungen eine, für die Anforderungen passende Rad-Größe von 150mm Durchmesser herauskristallisiert. Zudem wurde der Fersenhochgang zu Beginn dann noch weggelassen.
Die aktuellen Modelle von Skike sind, bis auf wenige Modelle, mit einem Fersenhochgang ausgestattet. Seit wann ist das so und warum hat man sich später wieder für einen Fersenhochgang entschieden?
Das ist richtig, aufgrund der aufkommenden Diskussion über den Vorteil eines Fersenhochganges wurde ein Forschungsprojekt zusammen mit der Uni Salzburg gestartet. Dabei wurden unterschiedlichste Testläufe auf dem Prüfstand für Skiroller, bzw. Langläufer durchgeführt.
Das Ergebnis verdeutlichte die elementare Notwendigkeit eines Fersenhochganges. Es zeigte sich, dass ein Skating-Schritt mit einem Sprung aus dem Stand vom Boden vergleichbar ist. Dabei betätigt der Mensch intuitiv das Sprunggelenk zur Optimierung seiner Sprungkraft. Ist das Sprunggelenk durch eine Fixierung der Ferse gesperrt, so kann eine große vorhandene Kraft nicht genutzt werden.
Diese wissenschaftlich fundierten Ergebnisse führten zu einer maßgebenden Weiterentwicklung der Produkte. Es entstanden die Modelle V8 und aufwärts.
Durch den zusätzlichen Einsatz von Rücklaufsperren bei den V8-Modellen eröffneten sich für die SkikerInnen später grundlegend neue Welten. Die Lift-Technologie bietet hervorragende technischen Voraussetzungen für den perfekten Fersenhochgang. Dies führte unter anderem zu einer Goldmedaille bei einem Sportartikelwettbewerb in Schweden und zu unzähligen weiteren zufriedenen Skikern. Später folgte dann noch ein weiteres Patent für Tourengeher, aber Details dazu würden hier den Rahmen sprengen. Darauf gehe ich in einem weiteren Blog gerne nochmal näher ein.
Mit den V9-Modellen hat erneut eine großangelegte Weiterentwicklung stattgefunden. Seit den V9- Modellen wird erstmals wieder eine 200er Bereifung angeboten, welche nicht nur für das Gelände, sondern auch auf Asphaltstraßen unglaublich gut zu laufen ist.
Das bedeutet, Skike war immer schon als Pionier unterwegs und baut zudem auf wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse auf – echt beeindruckend! Otto, zum Abschluss noch die Frage, wenn du in die Zukunft denkst, wo soll es hin gehen, bzw. wo wird es hin gehen?
In der Zwischenzeit wird der CrossSkating Markt durch weitere Hersteller von CrossSkatern belebt, wodurch die Motivation und der Fokus von uns weiterhin vorrangig auf die Weiterentwicklung der CrossSkating-Modelle und Angebote gelegt wird. So ist es pünktlich zum diesjährigen Jubiläum gelungen, eine gewisse magische Marke zu knacken.
Mit den neuen Modellen, namens „Floig“ wurde erstmals in der Geschichte ein Gewicht je Stück, von unter 1,5kg beim 150er und unter 2kg beim 200er (jeweils der Durchmesser der Radgrößen), bei zudem höherer Belastbarkeit der Rahmenkonstruktionen erreicht. Das Ergebnis ist das gebündelte Know-how aus 25 Jahren Erfahrung. Dabei wurde das Konzept grundlegend neu und kompromisslos gedacht und daher eine eigene Markenbezeichnung dafür gewählt.
Skike und Floig decken zukünftig zwei völlig unterschiedliche Marktsegmente ab. Das Tolle daran ist, dass sich so beide Marken nicht konkurrieren, sondern wunderbar ergänzen und gegenseitig puschen.
Ich bin beeindruckt! Das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen und ich freue mich auf die erste Probefahrt!
Vielen Dank lieber Otto für das Gespräch!
Sehr gerne und vielen Dank auch!
Interviewer: Jakob Eder